Artikel von Matthias Schlüter im Pedaleo des ADFC Braunschweig im Herbst 2017:
Gedanken zur ergonomischen Fahrradeinstellung
Die aktuelle Fahrradtechnik schreitet voran, elektrische Antriebe sind der Nische entwachsen. In der Folge fahren mehr Menschen Rad und legen weitere Strecken zurück. Umso aktueller ist die Frage der „richtigen“ Fahrradeinstellung, schließlich soll der Fahrspaß mit den oft hochwertigen Rädern nicht durch unbequemes Sitzen oder gar Schmerzen getrübt werden.
Matthias Schlüter
Die Kontaktpunkte
Die klassischen drei Kontaktpunkte zum Rad sind Sattel, Griffe und Pedale. Hier besteht Konfliktpotenzial: Ein schmerzendes Gesäß, taube Finger oder kribbelnde Füße sind Anzeichen, dass an den Kontaktpunkten etwas „nicht passt“.
Ein breiten Angebote an ergonomischen Zubehörteilen legt den Gedanke nahe, z.B. durch Tauschen des Sattels oder neue Lenkergriffe alle Probleme zu lösen. Das kann, muss aber nicht immer erfolgreich sein.
Ins richtige Verhältnis gebracht
Denn neben der isolierten Betrachtung der Kontaktpunkten ist auch deren Verhältnis zueinander von Bedeutung:
Die Relation von Sattel und Pedal beeinflusst das Knie beim Pedalieren. Das Verhältnis von Sattel und (Lenker-)Griffen wirkt sich aus auf Handgelenke, Druck auf die Handflächen sowie die Stellung der Wirbelsäule und schließt den Kreis zum Kontakt der Gesäßknochen mit dem Sattel.
Für effizientes, beschwerdefreies Fahren
Alles mündet in geringerer Kniebelastung, guter Krafteinleitung in das Pedal, federnder, unterstützender S-Form der Wirbelsäule, Entlastung der Arme und Handgelenke sowie einer günstigen Druckverteilung in den Handinnenflächen.
Selbst aktiv werden
Entwickeln sie ein Körperbewusstsein. Radfahren muss nicht unbequem sein oder schmerzen. Beobachten sie sich bei der nächsten Fahrt selbst. Fühlt sich alles gut an?
Treffen sie die wichtigsten Erstmaßnahmen: Stellen sie den Sattel gerade oder leicht nach vorn geneigt und bringen sie den Sattel grob in die richtige Höhe. Die Ferse des gestreckten Beines auf das unten stehende Pedal bringt eine gute erste Näherung.
Ihre Sitzhaltung auf dem Rad können sie dann über die Höhe des Lenkers anpassen: Den Lenker auf Sattelhöhe für eine sportliche Trekkinghaltung, den Lenker oberhalb des Sattels für eine aufrechtere Sitzposition. Wählen sie – sofern nicht vorhanden – Griffe mit etwas breiteren Auflageflächen.
Sinnvolle Investition: Hilfe holen
Wissen sie nicht über Anzugsdrehmomente und minimale Einstecktiefen Bescheid oder bringen ihre eigenen Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg, investieren sie sinnvoll:
Wenden sie sich an den Fahrradhändler ihres Vertrauens, oder beauftragen sie eine ergonomische Beratung mit Radeinstellung. Dort können neben den oben genannten Punkten die horizontale Sattelposition, die Sattelneigung, der Abstand von Sattel und Lenker, die Lenkerkröpfung oder die Fußstellung auf den Pedalen Ansatzpunkte für den Weg zur passenden Fahrradeinstellung sein.
Mein Tipp: „Hören“ sie immer auf ihren Körper. Geben sie ihm ggf. zwischendurch etwas Zeit, sich an eine veränderte Haltung zu gewöhnen. Der lohnende Weg zu einer sinnvollen, passenden (ergonomischen) Radeinstellung kann manchmal ein Prozess mit mehreren Schritten sein.